Deutsche Meisterschaften Brandenburg an der Havel

Vergangene Woche fanden die 101. Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport in Brandenburg auf dem Beetzsee statt. Diese stellen für die älteren Sportler den Saisonhöhepunkt dar. Auch die Paddlergilde war mit 3 Sportlern vor Ort dabei. Es war die erste deutsche Meisterschaft seit 2019, die endlich wieder mit den Sportlern aus allen Altersklassen stattfinden konnte, inklusive mitangereister Unterstützer aus der Heimat und somit prall gefüllten Tribünen.

Unser Jüngster im DM Team, Julius Kröner, startete bei seiner ersten deutschen Meisterschaft im Kanumehrkampf und stellte dort sein Können unter Beweis. Die Vorbereitung für diese Meisterschaft wurde parallel zum Familienurlaub in Funchal auf Madeira absolviert. So konnte er sich auf die Bedingungen, die am Beetzsee meist sehr unruhig und sehr wechselhaft sind, gut einstimmen. Der Dienstag stand komplett im Zeichen des Kanumehrkampfs, welchen Julius bei den Süddeutschen Meisterschaften im Juli erst gewinnen konnte. Mit dem Wissen, dass die Konkurrenz aus anderen Teilen des Landes sehr stark sein kann, stand Julius leicht aufgeregt, aber trotzdem erhobenen Hauptes seinen Gegnern gegenüber. Das Feld aus 28 Sportlern musste zunächst einen Basketballdruckwurf an die Wand absolvieren, einen Standweitsprung, einen 1500m Lauf an Land und einen 100m Sprint, sowie ein 1000m Rennen als Teile auf dem Wasser. Die ersten vier Übungen meisterte Julius mit Bravour, sodass er sich bei seinem ersten Kräftemessen mit der gleichaltrigen Konkurrenz aus ganz Deutschland auf Anhieb für den abschließenden A-Endlauf auf 1000m qualifizieren konnte, der nach den Vorleistungen der übrigen Disziplinen zusammengestellt wird. Diesen beendete er auf Platz 9, was in der Endabrechnung Platz 7 bedeutete und die Erwartungen aller vollends übertraf, da eine gute Platzierung im B-Endlauf als Ziel, eine Qualifikation fürs A-Finale jedoch als Sahnehäubchen im Voraus betrachtet wurde. Bei der Langstrecke über 2000m am Sonntagmorgen musste sich Julius dann auch mit den Sportlern messen, die ein Jahrgang älter sind. Er kämpfte sich ins Ziel und behauptete sich in einem starken Rennen. Er überquerte als 17. Die Ziellinie und ließ damit noch einige Sportler hinter sich. Um einige Erfahrungen reicher und mit neuen Zielen für die kommende Saison und der Motivation, den Trainingseinsatz bis zur kommenden Meisterschaft noch einmal zu steigern, trat unser Jüngster am Sonntagmittag müde die Heimreise an.

In der Altersklasse der Jugend waren mit Liv- Grete Köntopp und Emil Flohr zwei weitere Sportler der Paddlergilde am Start. Beide starten auch wie in der bisherigen Saison für den WSV Mannheim Sandhofen. Bereits seit Beginn des Jahres fuhren die Jugendlichen am Wochenende nach Mannheim, im Sommer sogar unter der Woche, um dort die besseren Trainingsbedingungen zu nutzen und mit ihren Mannschaftskollegen aus Baden-Württemberg zu trainieren. Hinzu kamen zahlreiche Trainingslager, die auf das Saisonziel – die Deutschen Meisterschaften- vorbereiten sollten.

Liv-Grete hatte über die Saison hinweg mit starken Ellenbogenproblemen gekämpft und daher deutlich weniger trainieren können als die Konkurrenz. Außerdem gehört sie als 15-Jährige dem jüngeren Jahrgang ihrer Altersklasse, der Jugend, an und muss sich mit den ein Jahr älteren Sportlerinnen messen. Trotz all dieser Umstände setzte sich die Jugendliche hohe Ziele und nahm wie üblich mit einem hohen Anspruch an sich selbst an den Meisterschaften teil. Aufgrund ihrer Ellenbogenprobleme lag der Fokus auf den Mannschaftsbooten, außerdem trat sie im Einer über 500m an. In diesem Wettkampf musste sich Liv zunächst im Vorlauf behaupten, um am Zwischenlauf teilnehmen zu können. Nach diesem kam eine strahlende, zufrieden Sportlerin vom Wasser, die stolz darauf war, den Endlauf erreicht zu haben. Dort schlug sie sich wacker und erreichte den 8. Platz. In den Mannschaftsbooten konnte sich Liv jeweils die Zwischenläufe und somit Kräfte sparen, indem sie sich direkt in den Vorläufen für die Endläufe qualifizierte. Der erste Endlauf, der in den Mannschaftsbooten anstand, war der Vierer über 500m mit ihren Mannschaftskolleginnen Anna Hofmann aus Lampertheim und Undine Horakh und Katharina Nikolay aus Karlsruhe. Mit Letzterer trat Liv-Grete auch im Zweier an. Die Anspannung war groß, als der Vierer am Start lag. Nach einem schnellen Rennen mussten sich die vier trotz ihrer starken Leistung mit der Holzmedaille zufriedengeben. Auch wenn dies bei den deutschen Meisterschaften bereits eine große Leistung ist, war die Enttäuschung groß und die Anspannung wuchs an, da dann im Zweier die erhoffte Medaille um den Hals baumeln sollte. Mit ein klein wenig Wut im Bauch fährt es sich für gewöhnlich gleich besser, was Liv und Katharina im darauffolgenden Zweier-Endlauf über 500m sogleich unter Beweis stellten. Die mitgereisten Eltern und Trainer drückten die Daumen und auch in der Heimat wurde mit Spannung der Livestream verfolgt. Unter den Anfeuerungsrufen aller kämpften sich die Beiden ins Ziel und mussten sich nur dem Boot aus Sachsen geschlagen geben. Da war sie, die erhoffte Medaille! Alle Anspannung viel ab und Liv konnte sich über die Silbermedaille freuen, auch wenn diese aufgrund eines monsunartigen Regenschauers leider nicht trocken am Zeltplatz ankam. Mit einem lächeln und der Medaille um den Hals fuhr eine klitschnasse Liv-Grete mit ihrem Roller und einem Regenschirm zum Zeltplatz zurück. Das schlechte Wetter konnte die Stimmung nicht trüben. Am Sonntagmorgen war das Wetter wieder eher auf der Seite der Kanutinnen und Kanuten und die Rennen konnten bei trockenem Wetter durchgeführt werden. Das letzte Rennen für Liv stand an, diesmal über die kurze 200m- Sprintdistanz, wieder im Zweier mit ihrer Partnerin Katharina Nikolai. In einem solchen Sprintrennen muss vom Start bis ins Ziel jeder Schlag stimmen, die Abstände im Ziel sind oft nur hauchdünn. Dieses Phänomen bekamen auch die Beiden zu spüren und schrammten trotz eines schnellen, beherzten Rennens um 19 Tausendstel am Podest vorbei. Auch wenn die Sportlerinnen gerne an einer weiteren Siegerehrung teilgenommen hätten, ist auch dieser Leistung große Achtung zu zollen, insbesondere wenn man sich nochmals die Umstände vor Augen führt, unter denen Liv zur deutschen Meisterschaft angereist ist. Da Liv über die Saison hinweg fleißig Punkte gesammelt hat für ihre Endlaufteilnahmen bei Wettkämpfen, die für den sogenannten „Nationalmannschaftscup“ gewertet werden, wurde sie am Samstagabend mit einem Geldpreis für diese Leistungen und einen 2. Platz in der Gesamtwertung belohnt.

Morgen startet nun ein neuer sportlicher Abschnitt für Liv. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir sie nach Leipzig ins Sportinternat. Wir freuen uns, dass sie dort nun optimale Trainingsbedingungen vorfindet und ihre sportlichen Ziele weiterverfolgen kann. Wir hoffen, dass sie noch viele weitere Erfolge feiern darf und werden ihr natürlich immer als „Heimatverein“ die Daumen drücken und ihren weiteren sportlichen Werdegang mitverfolgen. Doch Leipzig ist nicht gerade um die Ecke und so sind die Trainerinnen und Trainer und die Sportlerinnen und Sportler traurig, Liv nur noch selten zu sehen, mit ihr zu trainieren und gemeinsame Wettkämpfe zu bestreiten. Wir hoffen natürlich, dass sie bei ihren Heimatbesuchen das ein oder andere Mal am Gelterswoog auf dem Vereinsgelände vorbeischaut und freuen uns schon darauf, ihr hoffentlich im kommenden Jahr bei den Deutschen Meisterschaften dann in neuem Trikot zujubeln zu können.

Auch Emil Flohr, unser Jugendfahrer wird ins Internat ziehen. Er wird jedoch sein Trikot nicht wechseln und ab sofort täglich in Mannheim trainieren, da er das Internat dort besuchen wird. Auch ihn werden wir natürlich sehr vermissen und wir wünschen ihm alles Gute in seiner weiteren sportlichen Laufbahn. Da Mannheim quasi „um die Ecke“ ist werden ihn seine alten Trainingskollegen sicherlich ab und zu zum Training besuchen und bei den Wettkämpfen im Süden Deutschlands anfeuern. Denn eines ist klar: Einmal Lautrer, immer Lautrer! Wir als Verein verabschieden nur ungerne Sportler in andere Vereine und würden dies natürlich gerne vermeiden. Doch der kleine See und inzwischen auch der extreme Wassermangel machen es den Kanuten schwer, ein vernünftiges Training zu absolvieren. Wer als älterer Sportler Erfolge haben möchte ist nahezu gezwungen, in die Ferne zu ziehen. Dies ist für uns als Verein extrem traurig und wir würden die Sportler gerne auch ins höhere Alter begleiten. Mit einem unguten Gefühl beobachten wir die aktuelle Situation am Gelterswoog und hoffen, dass eine Lösung gefunden wird. Denn ansonsten werden wir wohl immer wieder Sportler verabschieden müssen, wenn der Kanusport überhaupt noch ausgeübt werden kann und wir nicht auf Matschlauf ausweichen müssen.

Die Trainingsbedingungen am Gelterswoog machen die Leistungen der Sportler umso wertvoller. So sind auch Emils Leistungen mit Hochachtung zu betrachten. Für ihn lag der Fokus auf dem Vierer über 500m, weshalb er im Zweier nicht an den Start ging, um alle Kräfte in den Vierer stecken zu können. Im Einer ging Emil über 500m und über die 200m-Distanz ins Rennen. Über die bei Emil eher unbeliebte 500m Strecke konnte er sich in den Zwischenlauf kämpfen, über die präferierte 200m- Strecke erreichte er sogar das B-Finale. Er hatte sich vor dem B-Finale einen 7. Platz in diesem Rennen zum Ziel gesetzt und konnte dieses sogar mit einem 4. Platz toppen. Nach diesem Endlauf lag die volle Konzentration auf dem Vierer über 500m. Die Jungs konnten ihr Boot mit der schnellsten Vorlaufzeit direkt für den Endlauf qualifizieren, was ihnen nicht nur ermöglichte, am nächsten Morgen länger zu schlafen, sondern auch einen Favoritenstatus zukommen ließ. Mit einer solchen Vorleistung ist der Druck natürlich besonders hoch und Emil und seine Mannschaftskollegen Jaron Schulz (Koblenz), Julian Schmiech (Heilbronn) und Marko Klaas(Mannheim) waren vor dem Rennen aufgeregt und angespannt. Doch mit dem Herunterklappen des Startschuhs war diese Nervosität wie verflogen und die Vier dominierten das Feld und gewannen mit einer halben Länge Vorsprung das Rennen. Vom Wasser ertönten laute Jubelschreie, es flogen Paddel durch die Luft und die Trainerinnen und Trainer hüpften auf der Tribüne auf und ab. Die darauffolgende Siegerehrung haben sich die Jungs redlich verdient und mit einer Siegerpose auf dem Podest ließen sie sich feiern. Emil ließ es sich hierbei nicht nehmen, seine Wurzeln zu zeigen und trug mit Stolz seine PGK-Kappe. Zur Krönung bekamen sie sogar noch einen Wanderpokal überreicht, der bereits seit vielen Jahren jeweils für ein Jahr von den Deutschen Meistern im K4 der männlichen Jugend beheimatet wird. Voller Endorphine und mit einem Lächeln auf dem Gesicht lief der frisch gekrönte deutsche Meister auf dem Regattagelände umher und die Paddlergilde ist stolz darauf, wieder den Weg eines deutschen Meisters mitgestaltet zu haben. Am Sonntagmittag fand dann noch die abschließende 5000m Langstrecke für Emil statt, in der er im Vierer an den Start ging. Vor der gut gefüllten Tribüne Brandenburgs wurde ein atemberaubender Wettkampf geboten. Zwölf Vierer lieferten sich ein packendes Rennen auf dem Wasser. Die Vierer mussten hierbei 7 Wenden absolvieren, was für ein solches Großboot und die Größe des Teilnehmerfeldes eine echte Herausforderung darstellt. Unter den Jungs geht es dabei üblicherweise ordentlich zur Sache und es wird taktiert, Welle gefahren und leider auch das ein oder andere Mal ein anderes Boot abgedrängt. In einem solch risikobehafteten Rennen ist es bereits ein Erfolg, mit unzerstörtem Boot und ohne Verwarnung die Ziellinie zu überqueren. Auch bei dieser Meisterschaft sollte es wieder einige riskante Manöver geben. So schied beispielsweise das zweite Boot aus Baden-Württemberg bereits in der zweiten Runde aus, Emil und seine Mannschaftskollegen trotzten jedoch allen Unwägbarkeiten und kamen als 9. Ins Ziel. Emil wird am Montag von Brandenburg in den wohlverdienten Urlaub aufbrechen und dann noch zwei Wochen die Ferien genießen, da in Baden-Württemberg die Ferien erst eine Woche später enden als in Rheinland-Pfalz. Wir hoffen, im kommenden Jahr bei den deutschen Meisterschaften mit einer größeren Mannschaft vor Ort sein zu können und die Sportler werden im Training ihr Bestes geben, auch dort wieder tolle Erfolge feiern zu können.

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